Die Impfung gegen Gehirnwäsche? Psychologische und rechtswissenschaftliche Perspektiven auf Prebunking
Prebunking soll Menschen präventiv vor dem Einfluss von Falschinformationen schützen – ähnlich einer Impfung gegen Krankheiten. Durch die Konfrontation mit einer abgeschwächten Falschnachricht, die sofort widerlegt wird, sollen „mentale Abwehrkräfte“ entstehen, bevor die eigentliche Fehlinformation auftritt.
In diesem interaktiven Workshop werden psychologische und rechtswissenschaftliche Perspektiven auf Prebunking vorgestellt, die im interdisziplinären Forschungsprojekt DYNAMO („Dynamiken der Desinformation Erkennen und Bekämpfen“) gewonnen wurden. Aus psychologischer Sicht geht es um Mechanismen, die Resilienz gegen Manipulationsversuche fördern, aus juristischer Sicht um rechtliche Rahmenbedingungen und grundrechtsverträgliche Einsatzmöglichkeiten.
Auf Basis des wissenschaftlichen Impulses entwickeln die Teilnehmenden in Kleingruppen konkrete Prebunking-Maßnahmen für Messengerdienste. Dabei gilt es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Interessen von Nutzenden und rechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen, auch dort, wo Positionen zunächst unvereinbar erscheinen. Die Gruppen präsentieren ihre Ideen anschließend im Plenum und diskutieren Gemeinsamkeiten, Unterschiede und innovative Lösungsansätze. Wo liegen Konflikte zwischen psychologischer Wirksamkeit und rechtlicher Zulässigkeit? Welche Kompromisse und kreativen Lösungen sind denkbar?
Der Workshop kombiniert fundiertes Wissen mit kreativer Zusammenarbeit. Ziel ist es, praxisnahe Ansätze zu entwickeln, die psychologische Forschung, rechtliche Rahmenbedingungen und die Perspektiven von Nutzenden verbinden. Die erarbeiteten Ideen sollen Impulse für zukünftige Maßnahmen geben und helfen, die Frage zu beantworten, ob und wie eine „Impfung gegen Gehirnwäsche“ tatsächlich gelingen kann.

Ass. iur. Tahireh Panahi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Öffentliches Recht, IT-Recht und Umweltrecht an der Universität Kassel. Im Rahmen ihrer Dissertation untersucht sie rechtliche Maßnahmen der EU gegen Desinformation. Zuletzt forschte sie im interdisziplinären Projekt DYNAMO zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Erkennung und Bekämpfung von Desinformation in Messengerdiensten.

Amancay Ancina, M. Sc. Psychologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Sozialpsychologie: Medien und Kommunikation der Universität Duisburg-Essen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Verarbeitung, Verbreitung und Bekämpfung von Desinformation. Dabei untersucht sie insbesondere, wie kognitive Faktoren wie zugrunde liegende Motive, politische Präferenzen und kritische Denkfähigkeit die Bewertung und Weiterleitung falscher Informationen beeinflussen. Im interdisziplinären Projekt DYNAMO lag ihr Fokus auf den psychologischen Wirkmechanismen von Desinformation in der Messenger-Kommunikation.