Mit der Wahrheit lügen!?
Lügen, obwohl man die Wahrheit sagt? Das mag zunächst paradox klingen, bei genauerer Betrachtung tun sich aber gleich zwei Möglichkeiten auf, die wir unserem Vortrag genauer beleuchten werden.
1. Eine Person möchte jemanden täuschen, sagt aber unwissentlich etwas Wahres
2. Eine Person sagt etwas, das buchstäblich wahr ist, formuliert es aber absichtlich so, dass die andere Person in die Irre geführt wird
In unserem Vortrag stellen wir zwei wissenschaftliche Experimente vor, in denen untersucht wurde, ob Menschen Szenarien der jeweiligen Art als Lügen ansehen. Das Experiment zur ersten Möglichkeit wurde mit Kindern zweier Altersstufen (5- und 8-Jährige) sowie mit Erwachsenen durchgeführt, das Experiment zur zweiten Möglichkeit mit knapp 5000 Erwachsenen aus 10 unterschiedlichen Ländern. Neben den Ergebnissen werden wir Videoausschnitte und Materialien aus der den beiden Studien präsentieren, damit sich Besucher*innen ein authentisches Bild von einem wissenschaftlichen Experiment machen können.

Alex Wiegmann erlangte seinen ersten Doktortitel an der Georg-August-Universität Göttingen in Psychologie, wo er sich mit moralpsychologischen Fragen beschäftigte. Danach wechselte er in die Philosophie an die Ruhr-Universität Bochum und promovierte nebenbei an der Universität Zürich in Philosophie zum Lügenkonzept. Seit letztem Jahr forscht er als experimenteller Philosoph an der Universität Granada. Zu Lügen hat er 20 wissenschaftliche Publikationen verfasst und erst dieses Jahr ist eine von ihm editierte Sammlung zu diesem Thema erschienen.

Louisa Reins schloss ihre Promotion in Psychologie ebenfalls an der Georg-August-Universität Göttingen ab und ist dort nun als PostDoc tätig. In ihrer Forschung zum Thema Lügen untersuchte sie unter anderem, welche Äußerungen als Lügen angesehen werden, ob sich das Lügenkonzept zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen unterscheidet und welche Rolle politische Einstellungen bei Lügenzuschreibungen spielen.