Zwielichte Typen und kämpferische Wahrheitssucher: Wie Filme das Bild des Journalismus in der Öffentlichkeit prägen

Journalistische Medien in Kinofilmen werden dramaturgisch gerne genutzt, um den Protagonisten zu diskreditieren und die negative Sicht der dortigen Gesellschaft auf diesen zu verstärken. Bei den Zuschauer*innen, welche die wahre Natur des Charakters und den tatsächlichen Hergang der Ereignisse meistens bereits besser kennen, führt dies wiederum zu einer Steigerung der Sympathie für den Helden. Exemplarische Beispiele hierfür sind Filme wie „Spider-Man“ mit seinem voreingenommenen Chefredakteur des „The Daily Bugle“. Oder die „Harry Potter“-Reihe, in welcher die führende Tageszeitung in „Der Tagesprophet“ – personifiziert durch die Star-Reporterin Rita Kimmkorn – als unseriös, parteilich und manipulativ, sensationslüstig und regimetreu inszeniert wird.
Aber auch wahre Ereignisse aus der Presselandschaft werden gerne aufgrund des hohen dramaturgischen Konfliktpotenzials in Filmen aufgegriffen, so zum Beispiel der Relotius-Skandal des „Spiegel“, bei welchem ein einfacher freier Journalist die mangelhafte und unsauber recherchierte Arbeitsweise eines Star-Reporters aufdeckt und hierbei denn auch gleich gegen das ganze System kämpfen muss. Dieser Film versinnbildlicht par excellence den Kampf zwischen journalistischem Erfolgsdruck und seriöser Recherche, die nicht selten in Konflikt zueinander zu stehen scheinen.
Journalismus im Film: dies steht oftmals metaphorisch für den Kampf von Gut gegen Böse, in einer unsicheren Welt, in der die Menschen ganz im Sinne Paul Watzlawicks stetig differenzieren müssen zwischen Information, Desinformation und Konfusion – dies meist uneindeutig und diffus im hermeneutischen Prozess der Rezeption.
Begründbar ist dies durch die Systemtheorie, die den Journalismus als gesellschaftliches Funktionssystem betrachtet. Darin entscheidet der binäre Code Information/Nicht-Information, was als relevante Information wahrgenommen und weitergegeben wird. Und hier ist immer wieder zu beobachten, wie einzelne Akteure versuchen, die Realität im Sinne ihrer Story spannender und damit ökonomisch verwertbarer zu machen.
Der Vortrag versucht sich an einer Typologisierung der Presselandschaft im Film und zeigt, wie vonseiten der Redaktionen und Journalisten mit Wahrheit und Lüge im Spannungsfeld Informationsgehalt, Aufklärung und Quote umgegangen wird.
Dr. Oliver Langewitz ist promovierter Soziologe mit den Themenschwerpunkten Kommunikation, Film und Medien. Er ist seit 1997 als Filmemacher und Kommunikations-Berater in der Medienbranche tätig. Er hat zahlreiche soziologische Publikationen veröffentlicht, darunter „Die Filmgesellschaft“. Als Dozent unterrichtet er am KIT – Karlsruher Institut für Technologie, an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sowie an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Langewitz ist Gründer des Filmboard Karlsruhe e. V. Er ist Produzent und Regisseur zahlreicher preisgekrönter und international beachteter Filmproduktionen.